Historie

CVJM Augsburg

Eigentlich reicht die Geschichte des Augsburger CVJM viel weiter zurück als nur bis ins Jahr 1911. Denn bereits 1889 entstand in Augsburg ein evangelischer Männer- und Jünglingsverein, der im Jahre 1905 auch die Bezeichnung Christlicher Verein Junger Männer übernahm. Die Versammlungen hielt er zuerst im Hotel „Weißes Lamm“ und dann schon bald in einem Zimmer der Volksspeisehalle der Wertachvorstadt ab. Nach dem Bau des neuen Bethauses (von St. Johannes) erhielt der Verein sehr geeignete Räume im alten Bethaus in der Branderstraße. Die Buben schwärmten in Straßen und Häusern aus, um ihre Kameraden für die Veranstaltungen und für Christus zu gewinnen. Die innere Erfüllung erzeugte eine stark wachsende missionarische Tätigkeit der ganzen Jugend. Als die Zahl der Mitglieder wuchs, wurde ein Jugendsekretar angestellt; von 1905 bis 1908 war dies Herr Hummel aus Nürnberg, dann folgte 1909 Herr von Gehren. Die Arbeit umfasste Hauptabteilung, Jugend- und Knabenabteilung, jeweils mit Zweiggruppen in der Stadt. Das Programm umfasste auch Vorträge und Sport sowie gemeinsame Wanderungen. Leider begann trotz dieser Blüte der Verein nunmehr innerlich zu zerfallen. Die liberale Theologie bewegte die Herzen.

Die Gottessohnschaft Jesu wurde angezweifelt. Immer mehr Mitglieder machten sich diese Zweifel zu eigen, schließlich wurde die Beseitigung der „Pariser Basis“ gefordert und beschlossen, infolge Einspruchs aber nicht zur Ausführung gebracht. Dennoch Iitt die Gemeinschaft stark daran, dass der Zentralboden biblischer Verkündigung verlassen wurde, und ein Siechtum trat ein.

Herr Pfarrer Anthes von St. Ulrich, der zuvor schon einmal die Leitung des CVJM Paris innehatte und dann in Augsburg im Beirat des CVJM mitarbeitete, bot den CVJMern, die der Pariser Basis und damit dem unverfälschten Evangelium die Treue hielten, sein Pfarrhaus St. Ulrich am Ulrichsplatz gewissermaßen als „Asyl“ an. Dort wurde dann der Plan gefasst, einen „neuen“ CVJM in Augsburg entstehen zu lassen. So wurde am 5. Dezember 1911 der CVJM „Treufreund“ e.V. gegründet. Treufreund als Unterscheidung zum „alten“ CVJM. Das Bestehen zweier CVJM in Augsburg führte zu einiger Verwirrung, aber der „Neue“ setzte sich durch. Den Verein in der Branderstraße gab es noch eine Reihe von Jahren, bis 1926 ein endgültiges Aus eintrat.

Zunächst bestand der Treufreund lediglich aus einer Gruppe vom Konfirmandenalter aufwärts. Bereits 1915 wurde aber eine Aufteilung in einzelne Altersgruppen vorgenommen. Daneben pflegte man Wandern und Sport wieder Kriege und Neuanfang. (nach Ralf Schlund)

 

Mit Andreas Wiest trat immer mehr eine Gestalt in den Vordergrund, die den Verein nachhaltig prägen sollte. Er war seit mindestens 1907 im Verein und übernahm im 1. Weltkrieg hauptamtlich die Vereinsarbeit. Dass das nicht ohne Ringen und innere Kämpfe vor sich ging, beweisen zahlreiche Briefe, in denen er sich manchmal schon fast zum Aufgeben entschloss. Sein Eintreten für die „Feldgrauen“, die von Augsburg aus in die Schützengraben mussten, ist bemerkenswert. Er führte einen regen Schriftverkehr, versorgte die Feldgrauen mit handgeschriebenen Nachrichten aus dem Treufreund und ihrer Gemeinde und vieles mehr. Selbst ein Mensch von zwergenhaftem Wuchs, setzte er sich stets für die Schwachen und Unterdrückten ein. Der Krieg hatte im CVJM tiefe Einschnitte hinterlassen. Nicht nur, dass viele treue Freunde ihr Leben lassen mussten, es war auch zu einem unguten Verhältnis zu Pfarrer Anthes gekommen. So mussten sich die Kameraden für ihre Versammlungen in verschiedenen Lokalen ein Unterkommen suchen, was nicht gerade einfach gewesen sein kann. Man trug schließlich dem Augsburger Pfarrkonvent persönlich die Raumnot vor und erreichte, dass die ehemalige Wirtschaft „Wurstgarten“ im Spenglergäßchen in den Jahren 1922/23 zum „Jugendgarten“ umgebaut wurde und die evangelische Jugend und damit auch der CVJM ein neues Heim hatte. Außerdem stellte die Kirche in Pfarrer Kolb einen Jugendpfarrer, der für die Jugend und ihr Heim da war. Leider ist es oft so, dass gerade in Zeiten, in denen es aufwärts zu gehen scheint, die schlimmsten Dinge passieren, und so erging es auch im CVJM: Ein Mitarbeiter schwenkte mit 150 Buben aus dem Verein aus. Nach vielen inneren und äußeren Kämpfen blieb den Treufreunden nichts anderes übrig, als wieder in aller Stille eine neue Jugendarbeit aufzubauen.

 

Gleichzeitig (1922) wurde dem Verein von Baron von Stetten angeboten, auf seinem Grund in Hammel ein Landheim zu erbauen. Ein Jahr lang wurde in der damals sehr knapp bemessenen Freizeit gebastelt und gewerkelt, bis das Holzhaus stand. Viele frohe Freizeiten konnten dort stattfinden. Trotz aller zwischenzeitlichen Tiefschläge wuchs die Vereinsarbeit. Einige Mitglieder taten sich zusammen und finanzierten mit einem regelmäßigen monatlichen Beitrag einen hauptamtlichen Sekretär. 1926 konnte Alfred Gast berufen werden. 1927 wurde in St. Ulrich das Gemeindehaus eingeweiht. Der wachsende CVJM erhielt einen Vertrag auf Benutzung eines Raumes. Außerdem existierte jetzt auch eine Musikgruppe. Aus ungeklärten Gründen verließ Alfred Gast den CVJM Augsburg wieder. Darum wurde 1928 Hans Preuß als Sekretär berufen. Hans Preuß war ein begeisterter Sportsmann und Abenteurer, genau der Mensch, der die Jugend begeistern konnte. 1930 übernahm die Kirche die Kosten für den Sekretär, das erste Mal, dass dies in einem CVJM in Bayern geschah. Bis dahin hatte der CVJM leider nicht allzu viele Freunde unter der Pfarrerschaft gehabt, was sich nun erfreulicherweise änderte. Daraufhin wurde das Wagnis unternommen, mit dem verbleibenden Geld einen zweiten Hauptamtlichen anzustellen, Karl Huber, von 1930 bis 1936. In Augsburg waren zwei Vereine mit der gesamten Jugendarbeit betraut; neben dem CVJM war dies der evangelische Handwerker- und Arbeiterverein. Die Angebote auf sportlichem und turnerischem Gebiet waren so vielfältig, dass so mancher, der nur Sport treiben wollte, so in den CVJM geriet und das Evangelium für sich ganz neu aufnahm.

 

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten begann für den CVJM eine schwere Zeit. Das Jungvolk wurde zum Jungtrupp, um Verwechslungen mit der HJ zu vermeiden. 1934 wurde die gesamte Jugendarbeit unter 18 in die HJ eingezogen. Nur kirchliche Jugendarbeit durfte weiterbestehen. Hans Preuß wurde 1935 für die HJ abgestellt. Dennoch ist aus einer – politisch leider sehr stark an den damals üblichen Ton angeglichen – Festrede zum Jahresfest 1941 zu entnehmen: „Wenn auch in den folgenden Jahren durch Eingliederung in die HJ und sonstige neue Maßnahmen manche Verwirrung entstand, vor allem auch der Zugang zum CVJM (dem Kreis der über 18-jährigen) erschwert zu werden schien, so können wir doch bis in die jüngste Zeit herein nicht um des Vereins, sondern um der Sache willen feststellen, dass die Zahl derer, die jährlich zum Verein sich anmelden, heute eher eine größere ist als früher. Ja, wir müssen mit Genugtuung und Dank gegen Gott bezeugen, dass der Besuch unserer Bibelstunden sehr gut ist und ein inneres Fragen und Horchen auf das Wort der Bibel entstanden ist. Der junge Mann von heute weiß, warum er zu uns kommt, und er käme nicht, wenn er in unserem Kreis nicht das finden würde, was wirklich Kraft zu spenden vermag, nämlich den Herrn Christus selbst. Und wenn einer Arbeitsdienst und Militär mitmacht und dennoch der Fahne Christi treu bleibt, dann hat er meist die Probe bestanden.“

 

1936 kam als Nachfolger von Karl Huber Fritz Beckmann als Hauptamtlicher; Huber wurde vom Bayerischen Jungmännerbund übernommen. Die Arbeit erschwerte sich zunehmend. 1937 mussten aus politischen Gründen Satzungsänderungen vorgenommen werden. Der CVJM bekam seinen vierten 1. Vorsitzenden, Fritz Merz, der in den schweren Jahren 1939 bis 1946 das Amt trug. Vor ihm waren nach Pfarrer Anthes von 1924 bis 1932 Gottfried Schuler, dann 1932 bis 1939 Heinrich Schmid die Vorsitzenden des Vorstandes. In diesem letzten Jahr der 30er wird auch das Landheim in Hammel abgerissen, weil die Übernahme durch die HJ unabwendbar ist. In der Festrede von 1941 heißt es zwar beschönigend, dass es „als Opfer der Zeit abgetragen werden musste“, aber Tatsache ist, dass der Baron von Stetten dem CVJM andeutete, dass er die HJ als Nachbar in Hammel nicht ertragen könnte, und so wurde das Heim in einer schnellen Aktion beseitigt. Bald erhielt der CVJM auch Besuch durch die Gestapo. Davon zeugt eine Notiz vom 21. Januar 1940. Dieser Besuch hatte ein Nachspiel. Fritz Merz musste als 1. Vorsitzender bei der Dienststelle der Gestapo erscheinen, wobei er ausdrücklich befragt wurde, weshalb bei einer Veranstaltung des Christlichen Vereins Junger Männer auch Frauen anwesend waren. Herr Merz begründete dies mit der geschlechtsunabhängigen Fördermitgliedschaft. Die Mitgliederzahl gab er an wie folgt: Gesamtzahl 180, Aktive: 70, Familienkreis: 60, Fördererkreis: 50. Von 1941 bis 1945 werden keine Hauptversammlungen mehr durchgeführt; die Bibelarbeiten gingen weiter ohne Unterbrechungen. Ab dem Jahre 1940 existieren keine Programme mehr. Donnerstag fand eine Bibelstunde statt, wobei sie einmal im Monat für die ganze Familie offenstand.

 

Die Zeit nach dem Krieg begann auch mit einem neuen Vorsitzenden. Der schwergeprüfte Fritz Merz, der 1966 verstarb, überließ das Amt Prof. Emil Sörensen, dem technischen Direktor der MAN. Auch die Unterkunft wurde gewechselt: Von den Räumen der Inneren Mission ging man zunächst in das Evangelische Waisenhaus (1946-1949), danach in den Annahof (1949-1950). Die Arbeit durfte wieder in vollem Umfang aufgenommen werden. Im März 1949 kam ein neuer Hauptamtlicher: Karl-Heinz Bürger. Alles befand sich in Aufbruchsstimmung nach jenen schweren Jahren. Aber das vielversprechendste Ereignis fiel auf das Jahr 1950: Endlich eigene Vereinsräume!

 

Wirtschaftswunderjahre (nach Heinz Kliem)

Kaum dass die Nachkriegstrümmer aus der Innenstadt zur Rosenau gekarrt waren, kaum dass die

Deutsche Mark das Leben der Bundesbürger nachhaltig verändert hatte, da hatten mutige junge

Männer um Professor Sörensen und Sekretär Bürger den weitblickenden Entschluss gefasst, die ehemalige alkoholfreie Gaststätte „Weiße Schleife“ im Stiftungshaus, Frauentorstraße 43, zu mieten. Dabei hätten sie vor der entscheidenden Sitzung beinahe Angst vor ihrem eigenen Glauben bekommen, hätte nicht Sepp Gschwendtner auf den Text der damaligen Tageslese 4. Mose 14 hingewiesen. Im Jahre 1952 beendete K .H. Bürger seinen Sekretärsdienst in Augsburg und hinterließ eine Mannschaft, die wusste, was Gott von ihr wollte. So lesen wir im Juli 1953 einen Aufruf an wache junge Männer, sich zweimal in der Woche um 6:30 Uhr im CVJM-Heim zum Gebet zu versammeln. Fast jeden Sonntag waren Veranstaltungen für die CVJMFamilie. Viele spätere geistliche Väter Augsburgs waren einmal im CVJM beheimatet. Das Programm war zeitgemäß gestaltet. So lesen wir von einem großen Lieder- und Zeugnisabend oder „Atomenergie im Kraftfeld der Zukunft“.

 

Im Jahr 1954 kam der neue Sekretär Herbert Fuchs. Mit Treue und Gewissenhaftigkeit tat er seinen Dienst fünf Jahre. In dieser Zeit wurde die Wandertätigkeit unter dem Wanderwart Joseph Gschwendtner zu einem festen Programmteil. In jene Zeit fielen auch Aufbau und Blüte des Literatur- und Laienspielkreises unter Fritz Ackermann. Laienspielaufführungen in Kirchen, Schulen, Strafanstalten und bei Jahresfesten und Waldweihnachtsfeiern gehörten zum Programm dieser Jahre. Ende 1958 folgte Sekretär Herbert Fuchs einem Ruf zum CVJM Solingen. Längst schon hatte der gelernte Fotograf Herbert Gofferje sein Charisma, mit jungen Menschen umgehen zu können, in den Dienst des CVJM gestellt, sodass der neue Sekretär Hans Werner Schürmann eine blühende Jugend- und Vereinsarbeit vorfand. Der Höhepunkt des Jahres 1961 war zweifellos die Jungmännerfreizeit in Neresheim mit Albert Kühne. Unter der wortgewaltigen und geistgewirkten Verkündigung dieses Vaters im Glauben kam es zu Bekehrungen und radikalen Kursänderungen. Das Leben im Verein wurde ganz neu befruchtet. In diese Zeit fielen auch die großen Herbsthüttenfeste rund um die CVJM-Hütte auf dem Maiberg in Klingen bei Aichach. Oft waren über 100 Freunde gekommen, um am Feuer zu singen, Zeugnisse zu hören und eine Nacht im Zelt oder in einem der umliegenden Bauernhöfe zu verbringen.

Praktikanten der CVJM-Sekretärsschule Kassel kamen nach Augsburg. Günter Pakuli, Hermann Bollmann, Klaus Rittinghaus, Kurt Gießler, um nur Einige zu nennen. Ein absolutes Großereignis 1964, auch für den CVJM, war die Zeltevangelisation „Feldzug für Christus“ mit dem Janz-Team. Ende 1964 verabschiedete sich, ein Jahr vor seinem Ruhestand, Professor Sörensen als 1. Vorsitzender. Mit Günter Meißner wurde ein engagierter Reichsgottesarbeiter für dieses schwierige Amt gefunden. 1966 folgte dann Sekretär H. W. Schürmann einem Ruf des Kinderhilfsdienstes Stuttgart. Die Arbeit drückte hart auf den Schultern der wenigen Mitglieder. Erst im April 1968 konnte mit dem jungen Uwe Sörensen ein neuer Sekretär gewonnen werden. Er begann die darniederliegende Jugendarbeit aufzubauen. In seine Anfangszeit fiel auch die große Renovierung des Heimes zusammen, die im Juli 1968 beendet wurde. Sport war wieder groß geschrieben. Auf den Wanderungen wurde Fußball gespielt und 1969 war auch der Beginn der samstäglichen Waldläufe.

Im Oktober 1969 bat der 1. Vorsitzende Günther Meißner, ihn von seinem schweren Amt zu entlasten. Mit Hans Schmer wurde ein neuer Mann gefunden. Im Mai 1972 verließ uns nach vierjähriger Tätigkeit Sekretär Uwe Sörensen. Wieder musste die Arbeit auf die Schultern der Ehrenamtlichen verteilt werden. Besonders in der Jugendarbeit kam es zu großen Problemen. So atmete alles auf, als im Januar 1974 mit Horst Pirner ein Sekretär gewonnen wurde, dem der Ruf vorausging, besonders in der Jugendarbeit Erfolge aufweisen zu können, für die unsere Räume schon bald zu klein sein könnten. Abschließend zu diesen 25 Jahren kann gesagt werden, dass es Tiefen gab, die ohne Gottes Hilfe zum Zerbruch des CVJM geführt hätten: Der Vorstand spaltete sich, ein Teil des Vorstands gründete in Ottmaring eine verbindliche Gemeinschaft; zwei blühende Jugendgruppen wechselten komplett das Lager; es gab eine Menge persönliche Probleme; wichtige Mitarbeiter verließen aus beruflichen Gründen Augsburg. Aber gerade in diesen Stunden spürten wir immer wieder: Gott lässt uns nicht fallen, er hat einen Auftrag für uns.

 

Die Jahre 1974 – 1983 (nach Aufzeichnungen von Horst Pirner)

Die Bilanz der CVJM-Arbeit zu Beginn 1974: Wöchentliche Familienbibelstunde mit ca. 25 Besuchern,

wöchentliche Gebetszelle mit sechs jungen Leuten zwischen 15 und 20 Jahren, monatliche Wanderung der Wanderfreunde, Junge-Frauen-Kreis (CVMF) mit ca. acht jungen Frauen. Am 6.1.1974 erfolgt mit dem Kommen von Horst Pirner ein Neubeginn der Jugendarbeit mit Jungenjungscharen in St. Lukas und St. Johannes, sowie einer Gruppe für Gastarbeiterbuben ab 10 Jahre. Eine erste Jungenschaftsgruppe in St. Andreas kommt dazu. Die erste Jungscharfreizeit findet auf Burg Wildenstein statt, gemeinsam mit der Schweinfurter Jungschar, aus Augsburg sind bereits 30 Jungen dabei. Im Herbst gibt es mit „Let’s talk about Jesus“ eine Jugendwoche mit Karlheinz Eber in unseren eigenen Räumen. Aus der bisherigen Gebetszelle wird der erste Jugendbibelkreis. Zum ersten Mal findet 1975 eine Freizeit für neukonfirmierte Jungen in Burghausen statt. Bis 1983 führen wir Ostern derartige Freizeiten durch. Im Herbst startete das erste Jungenschafts- Sommerzeltlager in den Nordvogesen, dem bis 1986 eine ununterbrochene Kette weiterer Fahrten folgt. 1975 beginnt ein Praktikant, Horst Heyn, seinen Dienst in unserem Verein. Ihm folgen eine Reihe weiterer, wie Rainer Klotz, Günther Lücking, Frank Spellenberg, Thomas Jäger, Hellmut Frank und Dirk Moldenhauer. Im März 1976 erscheint unser Monatsblatt in neuem Gewand, das dann bis 1986 beibehalten wird. 1977 zeigt ein Blick in das Monatsblatt, dass es jetzt sechs Jungenjungscharen und vier Jungenschaften im CVJM gibt. Es beginnen Umbauarbeiten in unseren Vereinsräumen, nach denen aus bisher ungenutzten und unbenutzbaren Rückgebäuderäumen schöne Jugendräume entstehen. Im März ist das CVJM-Landestreffen in Augsburg, das viel Einsatz unserer Leute erfordert.

1978 zeigt der Blick in das Programm, dass es jetzt drei Jugendbibelkreise gibt: Stadtmitte, Haunstetten und Friedberg. Zum ersten Mal wird ein Konzert für junge Leute mit Siegfried Fietz im Augustanasaal veranstaltet.

 

1980 feiern wir Confessio-Augustana-Jubiläum in Augsburg. Eine gut besuchte Teestube für junge Leute wird eingerichtet. In diesem Jahr machen es unsere Freunde möglich, dass wir einen gebrauchten Kleinbus kaufen, der 1986 seinen Dienst tut. Am 24.11.81 wird die neue Satzung des CVJM Augsburg, verbunden mit der Namensänderung in „Christlicher Verein Junger Menschen“ (statt …Junger Männer) von der Hauptversammlungeinstimmig angenommen. Zum 70. Jahresfest unseres Vereins ist der Festredner Walter Arnold, Präsident des CVJM-Weltbundes. Jetzt gibt es auch einen neuen Kreis für junge Leute, den „Sonntagsclub“, der sich aus kleinen Anfängen zu einem großen, lebendigen Kreis entwickelte. 1983, am 25. Oktober, wählt der Vorstand einen neuen Vorsitzenden. Hans Schmer verlässt den Vorstand aufgrund seiner schweren und langwierigen Erkrankung. Unter Hans Schmer wurde die Jugendarbeit wieder gewonnen. Zeitweise gibt es sieben Jungscharen für Mädchen und Jungen und vier Jungenschaften, dazu einen Jugendbibelkreis und den Sonntagsclub. Die Jugendarbeit entwickelt sich leider getrennt von der Erwachsenenarbeit des CVJM. Es gibt kaum Verbindungen zwischen Bibelstunde, Wanderungen, Bergfahrten und der Jugendarbeit. So kommt es, dass die jungen Menschen den CVJM wieder verlassen, da es kaum ein Angebot gibt, das sie weiter führt.

 

Die Jahre 1983 – 1994

Die Suche nach einem neuen Vorsitzenden gestaltet sich schwieriger als angenommen, doch im Oktober 1983 wird Prof. Hans Müller zum Vorsitzenden gewählt. Der Vorstand besteht aus Inge Röthinger, Heinz Kliem, Sepp Gschwendtner, Michael Fischer, Gottfried Burkhardt, Willy Müller, Hans Ziegler, Stephan Wrensch, Horst Pirner und Hans Müller; 1984 folgt Ralf Schlund.

Seit Beginn der 80er Jahre deutet sich bereits ein Rückgang der Jugendarbeit an, dies kommt durch ein verändertes Freizeitverhalten der Jugendlichen, aber auch durch den sogenannten Pillenknick. Dafür steigt die Zahl der jungen Erwachsenen. In der „Hütte“ sind bis 40 junge Erwachsene im Bibelkreis zusammen, im Sonntagsclub sind es oft über 30 Besucher. Es werden Jugendtage mit Günter Schaible, ein Konzert mit Manfred Siebald und Jahresfeste mit bekannten Rednern, wie Heinz Bogner durchgeführt. Nicht nur die Jugendarbeit geht zurück, sondern auch das Spendenaufkommen. Es wird ein Zuschuss der Evangelischen Kirche verhandelt und ein Opferring „Praktikant“ gegründet, der die nächsten Jahre verlässlich für unsere Praktikanten sammelt. Hans Ziegler und Hans Schmer setzen sich sehr dafür ein und ermöglichen so die Beschäftigung von Hellmut Frank, Thomas Jäger u.a.

Im Februar 1986 gibt es zum ersten Mal eine groß angelegte Jugendwoche in Augsburg. Redner ist Ulrich Parzany, Generalsekretär des Deutschen CVJM. Mit Hilfe unserer Freunde aus der Evangelischen Allianz wird das große Stück Arbeit der Vorbereitung und Durchführung geschafft. Im Jahresfest 1986 sehen wir auf ein gesegnetes Jahr zurück, es spricht Karl-Heinz Jakobi, der uns die nächsten 25 Jahre bis zu seinem Tod 2011 ein treuer Wegbegleiter ist.

1988 findet das Landestreffen des CVJM Bayern in Augsburg statt. Der CVJM füllt die Sporthalle mit etlichen tausend Menschen. Es ist ein Kraftakt, aber gemeinsam gelingt das Vorhaben. Dirk Moldenhauer ist während dieser Zeit Praktikant.

 

1988 ist insgesamt ein wichtiges Jahr für den CVJM. Im Vorstand gibt es einigen Wechsel, er umfasst nun Inge Röthinger, Sepp Gschwendtner, Heinz Kliem, Michael Fischer, Gottfried Burkhardt, Willy Müller, Hans Ziegler, Stephan Wrensch, Martin Schlund, Wolfgang Pohland, Harry Schäfle, Horst Pirner und Hans Müller. Der Jugendchor mit teilweise bis zu 50 Mitgliedern lehnt sich stark an die TenSing-Arbeit an und wird später auch in TenSing Augsburg umbenannt. Michael Fischer leitet diese Arbeit über viele Jahre. Eine Sportarbeit wird gegründet, ein Konzert mit Siegfried Fietz organisiert, etliche junge CVJMer nehmen an dem 1. Christival in Nürnberg teil. Zudem gibt es eine bewusste und eindeutige Entscheidung, keinen Sonntagsgottesdienst im CVJM anzubieten, als klares Bekenntnis des CVJM zu seiner ökumenischen Berufung.

 

Am 25.1.88 bringt Heinz Kliem einen wichtigen Impuls in den Vorstand: „Der CVJM soll sich unbedingt damit beschäftigen, wie er ein eigenes Haus bekommen könnte!“ Dies wird von anderen Vorständen unterstrichen, aber leider nicht mit Ernsthaftigkeit weiter verfolgt. Nach 15 Jahren als leitender Sekretär verlässt uns Horst Pirner am 31.12.1988. Bereits 1986 erkrankte Horst Pirner an Krebs. Er führt seinen Dienst im Gemeinschaftsverband Puschendorf als Prediger weiter, bis er 1990 am Krebs stirbt. In den letzten 15 Jahren hat Horst Pirner den CVJM durch eine starke bündische Jugendarbeit geprägt, vor allem mit Jungen und jungen Männern. Neben Bibelkreisen und Gruppen gibt es Freizeiten, die „Fahrten“ genannt werden, mit bis zu 80 Teilnehmern in Michelstadt, Stierhöfstetten, Herbstein, Wernfels, Lindenmühle, Wildenstein u.a., auch ins Ausland nach Norwegen, Dänemark, Frankreich, Korsika, ins Burgenland und weitere. Viele Menschen, die heute Verantwortung in unterschiedlichen Gemeinden wahrnehmen, haben dort von Jesus gehört und ihn als ihren Freund und Herrn kennen- und lieben gelernt. Auf den Fahrten sitzen alle Jungen teilweise über eine Stunde mucksmäuschenstill und hören den biblischen Geschichten zu, die Horst Pirner mit einer unglaublichen Lebendigkeit vor Augen malt.

 

Mit dem Kommen von Hans Müller und seiner Frau Irene bekommt der CVJM eine neue Prägung. Neben dem Missionsauftrag „das Reich Gottes auszubreiten“ rückt der Sammlungsauftrag „im Glauben und Leben seine Jünger sein“ in eine gleichberechtigte Position. Aus den „Tätigen Mitgliedern“ aller Arbeitsbereiche wird am 25.10.1985 ein monatlicher „Kreis verantwortlicher Mitarbeiter“ (KVM) gegründet. „Bei diesem Treffen soll die geistliche Zurüstung im Mittelpunkt stehen, über anstehende Aktivitäten gesprochen werden, wie auch über Schwierigkeiten und Probleme, die sich aus der Gruppen- und Gesamtarbeit ergeben, gemeinsam nachgedacht werden. Schließlich soll auch das Gebet ein wesentlicher Teil sein.“ Zudem trifft sich ein Großteil der Mitarbeiter in Mitarbeiter-Hauskreisen und im monatlichen Feierabend, einem Gottesdienst, der den großen Saal mit bis zu 50 Personen füllt. Leider gehen nicht alle Mitarbeiter diesen Schritt zu einer größeren Verbindlichkeit mit. Das Angebot ist überaus reich an offenen Veranstaltungen: Wanderungen, Waldlauf, Bibelstunde, Gebetsabend, Feierabend, Mädchen- und Jungengruppen, Jugendbibelkreis, Sonntagsclub, TenSing, Theaterkreis, Volleyball, ….

 

Mit dem 1.10.1989 ist die sekretärlose Zeit zu Ende. Michel Fetzer kommt mit seiner Frau Birgit nach Augsburg. Dank Michels handwerklicher Fähigkeiten machen wir uns daran, unser Heim zu renovieren: Es gibt neue Toiletten, eine Dusche, die Küche wird eingebaut, das Bistro erstellt und der große Saal renoviert. „Höchste Zeit“, sagen manche und viele bringen sich ein: Martin Wrensch und Michael Fischer gestalten das Bistro, Harry Schäfle die Küche, Michel Fetzer den Jugendraum und die sanitären Einrichtungen. Gemeinsam mit vielen Helfern werden alle Räume umgekrempelt. Gerade rechtzeitig, um dann „Spektrum“ zu starten, eine vielfältige, kreative Art der Junge- Erwachsenen-Arbeit. Der CVJM bietet einen weiten Raum: für Freunde, die uns besuchen, für Mitglieder, die wöchentlich mit dabei sind und bei der Arbeit mithelfen, sowie für Solche, die sich sehr verbindlich als Mitarbeiter  einbringen.

1990 geben wir in vielen Diskussionen unserer Form der Verbindlichkeit einen Namen und formulieren „Mitarbeiterrichtlinien“. Diese gibt es bis heute, in veränderter Form und unter dem Namen „Wie wir uns verstehen“. Sie werden jedes Jahr auf der Ostertagung erneuert. Ebenfalls 1990 gründen drei Mitarbeiter eine Wohngemeinschaft in der Nähe des Ulrichsplatzes.

1991 ist der Aufbruch ins digitale Zeitalter, ein Computer wird dank einer großzügigen Spende angeschafft und soll die Bürotätigkeit erleichtern. Im Vorstand sind 1991 Sigrun Helmreich, Sepp Gschwendtner, Heinz Kliem, Michael Fischer, Gottfried Burkhardt, Willy Müller, Stephan Wrensch, Martin Schlund, Wolfgang Pohland, Harry Schäfle, Martin Wrensch, Michel Fetzer und Hans Müller. Es wird Kassensturz gemacht und dank der guten Situation kann ein Jugendsekretär angestellt werden. Am 15. August 1991 startet Dirk Moldenhauer seine Arbeit im CVJM Augsburg. „Eine gute Zeit“ denkt man, und dies ist sie auch, viel Neues kann ausprobiert werden: Mitarbeitertagungen werden durchgeführt, 1992 das „Fest zur Ehre Gottes“ und Vieles mehr. Junge Erwachsene finden zum CVJM hinzu. Doch 1993 ballen sich „Gewitterwolken zusammen. Die finanziellen Rücklagen sind weitgehend aufgebraucht, leider hat sich aus der missionarischen Arbeit keine nachhaltige Verbesserung der Einkünfte ergeben, da viele Mitarbeiter im Studium sind und nicht viel verdienen. Es wird überlegt, wie man die Arbeit weiterführt. Ekkehard Bitterolf bringt sich stark ein. So kann eine Lösung gefunden werden. Aber leider ist es nicht möglich, das Vertrauen, das in den Diskussionen beschädigt wurde, wieder vollständig herzustellen. Nach Jahrzehnten treuen Dienstes als Kassier scheidet Gottfried Burkhardt altersbedingt aus dem Vorstand aus, bleibt dem CVJM aber weiterhin fest verbunden. Wolfgang Pohland übernimmt das Amt des Schatzmeisters.

 

1994 kommt es zu einem Wechsel im Vorstand: Hans Müller übergibt den Vorsitz an Ekkehard Bitterolf. Hans Müller prägte die Mitarbeit im CVJM in den vergangenen Jahren von einer reinen Dienstgemeinschaft hin zu einer verbindlichen Mitarbeitergemeinschaft, in der sich die Gruppenverantwortlichen neben der Gruppenleitertätigkeit in Mitarbeiter-Gottesdiensten und –Hauskreisen treffen und sich übergreifend verbinden. Daneben wird eine ausgeprägte Arbeit mit jungen Erwachsenen etabliert.

 

Die Jahre 1994 – 2004 Ein persönlicher Rückblick von Ekkehard Bitterolf

Zu den wesentlichen Grunderfahrungen meiner Zeit als erster Vorsitzender des CVJM Augsburg in den Jahren von 1994 bis 2004 gehört die immer neue Suche nach der Berührung von Gott und uns Menschen. Sie vollzieht sich zwischen den Berufungen und Gnaden Gottes einerseits, und den Begabungen und Grenzen von uns Menschen andererseits. Darin sind Glück und Scheitern, Hoffnung und Enttäuschung, Gnade und Stückwerk eingeschlossen. Als ich im Sommer 1994 vom Vorstand des CVJM Augsburg zum neuen Vorsitzenden als Nachfolger von Hans Müller gewählt werde, vollzieht sich dieser Wechsel in der Erwartung, dass ein neues Team von Jüngeren die vorhandenen guten Wege weiterführt. Es gibt im CVJM die Gruppe der Älteren um Sepp Gschwendtner und Heinz Kliem, die seit Jahrzehnten vor allem über Bibelstunde und Wanderungen Menschen sammeln. Aus der Zeit von Horst Pirner gibt es einen Stamm von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die von der Jugendarbeit stark geprägt sind. Hans und Irene Müller war es in den letzten 10 Jahren ein Hauptanliegen gewesen, die Mitarbeiterschaft zu einer verbindlichen Gemeinschaft weiterzuentwickeln mit regelmäßigen Gottesdiensten, Hauskreisen und Mitarbeiterabenden. Weitere junge Menschen schlossen sich dem CVJM an. Auch um Michael Fetzer hatten sich Menschen gesammelt, die sich vor allem in der Jungen-Erwachsenen Arbeit engagierten. Dirk Moldenhauer, seit 1991 als Jugendsekretär beim CVJM, arbeitet vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit und in der Anleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch dieses Miteinander der verschiedenen Prägungen bleibt nicht ohne Spannungen. Die Hoffnung ist, dass in Zukunft fünf Personen den Weg des CVJM gemeinsam verantworten. Michael Fetzer übernimmt als leitender Sekretär die Schwerpunkte Vereinsleitung, Junge Erwachsene und Ökumene. Dirk Moldenhauer leitet die Jugendarbeit und zusammen mit dem zweiten Vorsitzenden Harry Schäfle den Mitarbeiterkreis. Wolfgang Pohland ist als Schatzmeister mit mir für die Finanzen verantwortlich. Neben der Leitung des Vorstands übernehme ich die Verantwortung für die regelmäßigen Gottesdienste. Ich bin froh, dass auch meine Frau Andrea sich unter anderem in der Jugendarbeit und im Mitarbeiterkreis im CVJM engagiert. Neben dem Vorstand wird der Leitungskreis HALT ins Leben gerufen. Hier sammeln sich die Hauskreisleiter, um gemeinsam für die Mitglieder der Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Die bereits vorhandene Begleitung und Beratung durch Thomas Pfeifer, damals leitender Sekretär im CVJM München, wird vertieft.

Mit großem Einsatz der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden die bisherigen Bereiche des CVJM-Lebens weitergeführt: nach innen die Gestaltung des Lebens als Gemeinschaft mit Gottesdiensten, Hauskreisen und Dienstgruppen, nach außen in der missionarischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen verschiedener Altersgruppen. Gleichzeitig besteht die wichtige Aufgabe der dauerhaften Finanzierung des CVJM. Nicht alle Hoffnungen erfüllen sich. Es wächst zwar in den folgenden Jahren ein starkes Miteinander und Vertrauen unter den Verantwortlichen. Als Michael Fetzer im Jahr 1996 den CVJM verlässt, wird deutlich, dass manche Enttäuschungen tiefere Spuren hinterlassen haben als angenommen. In den Folgejahren verlassen einige Mitarbeiter den CVJM. Die Gründung der eigenen Familien oder der Start ins Berufsleben führt zu Orts- und Gemeindewechseln. Doch die Verbundenheit derer, die bleiben, wächst. Die Verantwortung von Dirk Moldenhauer und sein Einsatz als alleiniger Sekretär nehmen deutlich zu. Zeitweise wird er von mehreren Praktikanten unterstützt: Gitti Röck, Ute Tuch, Ulrike Schlegelmilch, Thomas Köder und Andreas Götz. Die Mitarbeitergemeinschaft formuliert ein neues Selbstverständnis. Doch auch bei den Verantwortlichen kommt es zu neuen Orientierungen. Ende 1997 informieren uns Renate und Wolfgang Pohland, dass sie sich gemeindlich neu orientieren wollten. Wir sind froh, in kurzer Zeit mit Jürgen Sieber einen neuen Schatzmeister zu finden. Im Frühjahr 2000 teilt uns Dirk mit, dass er vom CVJM Nürnberg eine Anfrage erhalten hat. Nach eingehender Prüfung möchte er diesen Ruf annehmen, um nach 9 Jahren in Augsburg weitere Berufserfahrungen in einem größeren CVJM zu sammeln. Auch wenn diese Entscheidung für unsere Gemeinschaft ein großer Verlust ist, wollen wir im Vertrauen auf Gottes Führung Dirk und Ruthmarie in Freiheit gehen lassen. Die spannende Suche nach einem Nachfolger beginnt. Als nach einem 3/4-Jahr noch immer kein geeigneter neuer Sekretär gefunden ist und Dirk bereits in Nürnberg seine neue Stelle begonnen hat, wächst die Überzeugung, dass nur ein Wunder helfen kann. Heinz Kliem hat dies am deutlichsten ausgesprochen. Zu unserer großen Überraschung erfahren wir Anfang 2001, dass Thomas Pfeifer, der den CVJM Augsburg schon mehrere Jahre begleitet, sich beruflich neu orientiert. Harry Schäfle und ich wagen ein erstes Gespräch mit Thomas und seiner Frau Ingrid. Bereits bei dieser Begegnung unter den neuen Vorzeichen öffnet sich die Bereitschaft auf beiden Seiten, zu prüfen, ob es einen gemeinsamen Weg geben kann.

Als ich auf der Osterfreizeit 2001 verkünden kann, dass der CVJM Augsburg mit Thomas Pfeifer ab Sommer wieder einen neuen Sekretär hat, war das Wunder geboren. Das bereits über mehrere Jahre gewachsene Vertrauen erleichtert uns den gemeinsamen Start. Ein besonderes Geschenk ist es, dass sich Ingrid Pfeifer vom Beginn an vielfältig im Mitarbeiterkreis und in missionarischen Aufgaben ehrenamtlich engagiert. Auch die beiden Söhne Samuel und Simeon übernehmen schnell Verantwortung. Dieser deutliche Schub ist an vielen Stellen im CVJM zu bemerken. Neue Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene starteten. Das Haus von Familie Pfeifer im Hochfeld wird zu einem besonderen Ort der Gastfreundschaft für Mitarbeiter und Gruppenbesucher. Donnerstags treffen sich zeitweise bis zu 30 Kindern aus dem Viertel in zwei Jugendgruppen. Als wir im Herbst 2001 den 90. Geburtstag des CVJM Augsburg feiern, sind wir voll neuer Hoffnung und Zuversicht. In den letzten Jahren war die Mitarbeitergemeinschaft kleiner geworden. Doch die guten gemeinsamen Erfahrungen und die überraschende Wende in der Sekretärssuche ermutigen uns zu einem hoffnungsvollen gemeinsamen Einsatz im CVJM. In den nächsten Jahren erarbeiten wir an vielen Stellen neue Grundlagen unserer Arbeit. Im Mitarbeiterkreis nehmen wir uns Zeit, wieder neu über unser Selbstverständnis klar zu werden. Die Einführung in die Mitarbeiterschaft und die missionarische Arbeit wird neu konzipiert. Weiter engagiert sich Thomas stark in der Ökumene in Augsburg. Ein High-Light ist die Gründung der Jugendstiftung im Juni 2002. Hans Beckschulte und ich wurden die ersten Vorsitzenden. 1999 hatte Dirk Moldenhauer angeregt, zur Stärkung einer dauerhaften Sicherung der Finanzierung des CVJM, eine Stiftung zu gründen. Über drei Jahre lang hatten wir Spenden für dieses Projekt unter Mitgliedern und Freunden des Vereins gesammelt. Die große Resonanz ermutigt uns, neue Visionen zu formulieren. Mit der Jugend- Stiftung soll die Finanzierung eines Jugendsekretärs und eines eigenen CVJM-Hauses nicht mehr reine Utopie bleiben. Zitat Hans Beckschulte: „Ein markanter Meilenstein in der 100 Jährigen CVJM-Geschichte: Die Gründung einer Jugendstiftung. Die Jahreshauptversammlung des CVJM beschließt am 26.04.1999 einstimmig, eine (zunächst nicht-rechtsfähige) Jugendstiftung ins Leben zu rufen. Am 20.06.2002 überreicht der Regierungspräsident von Schwaben dem CVJM die Stiftungsurkunde. Damit ist die rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts, die CVJM Jugendstiftung im CVJM Augsburg von der Regierung von Schwaben stiftungsaufsichtlich genehmigt.“

 

Thomas Schkoda, der gemeinsam mit seiner Frau Barbara schon seit Jahren im CVJM ist, wird im Jahr 2003 das Amt des Schatzmeisters übertragen. Beide unterstützten die CVJM-Arbeit über viele Jahre mit großem Einsatz. Als ich im Jahr 2004 Harry Schäfle bitte, das Amt des ersten Vorsitzenden zu übernehmen, spüre ich, dass mich die 10 Jahre als erster Vorsitzender viel Kraft gekostet haben. Dankbar blicke ich auf eine Zeit zurück, in der mir viele Menschen ans Herz gewachsen sind. Als zweiter Vorsitzender übernehme ich noch fünf Jahre lang Verantwortung im CVJM, bevor ich mich Anfang 2010 entscheide, aus der CVJM Arbeit auszuscheiden. In der Spannung zwischen Gnade und Stückwerk schaue ich heute auf diese intensive Zeit zurück mit dem Wunsch, dass Gott durch die CVJM-Arbeit in Augsburg viele Menschen segnet.

 

Die Jahre 2004 – 2011

Im Oktober 2004 nach dem Wechsel von Ekkehard Bitterolf und Harry Schäfle sind weitere Vorstandsmitglieder: Sepp Gschwendtner, Heinz Kliem, Thomas Schkoda, Wolfgang Rostan und Thomas Pfeifer. Es gibt erste Überlegungen für ein eigenes Haus. 2005 wird zum ersten Mal in der Geschichte des CVJM Augsburg ein Ehrenmitglied ernannt: Gottfried Burkhardt. Ihm folgen 2009 Josef Gschwendtner und Alt-Bürgermeister Theo Gandenheimer, ein Freund, der uns über lange Jahrzehnte viele Türen geöffnet hat.

Wir merken in den letzten Jahren zunehmend, wie schwierig es ist, Menschen mit Veranstaltungen zu erreichen, das gilt für den Jugendbereich, besonders aber für die Erwachsenenarbeit. Das ist der Grund, warum wir die kommenden Jahre als „Missionarische Jahre“ gestalten wollen. Die „Missionarischen Jahre“ starten 2006 mit ProChrist und unserer 95- Jahr-Feier im Augustanasaal. Sie beinhalten neue Angebote in der Erwachsen- und Seniorenarbeit, Einsätze in der Fußgängerzone, Alphakurse und münden in der doppelten Auflage von ProChrist 2009. Im Frühjahr findet ProChrist im CVJM statt und im November als gemeinsame ökumenische Großveranstaltung in der Messehalle. Eine Woche lang erleben wir das Miteinander unterschiedlicher Gruppen und Kirchen mit einem Ziel: Menschen mit Jesus bekannt zu machen.

Unsere Mitarbeiter-Ostertagung wechselt 2007 von Riederau am Ammersee nach Steinerskirchen, da uns die Räumlichkeiten zu klein werden. Im Alltag merken wir, dass die Herausforderung, als Christ zu leben, sehr zunimmt. Darum beschäftigen uns Lebensstilfragen: Wie leben wir Christsein, als Männer und Frauen, als Ledige, Verheiratete und Familie, als Junge und Alte, in Beruf, Schule und zu Hause. Wir verstärken unsere ökumenischen Kontakte mit der Landeskirche, der evangelischen Allianz, katholischen Gemeinschaften, mit dem Lebenszentrum Ottmaring, Jugend mit einer Mission, aber auch mit Vertretern aus der Stadtpolitik. Wir erfahren viel Wohlwollen und Unterstützung. Froh sind wir, dass gemeinsame Wege und Vorhaben wie z.B. ProChrist“, das „Fest zur Ehre Gottes“ auf der Freilichtbühne oder das Treffen zur Einheit in großer Freiheit möglich sind. 2009 bringt uns also viel Gutes, darunter auch eine erste Erbschaft, die uns auch dem Wunsch nach einem eigenen Haus ein Stück näher bringt. 2009 bringt uns auch Daniel Blatt mit seiner Frau Sarah, der das Berufsanerkennungsjahr im CVJM startet und unsere Jugendarbeit stärkt. Leider verlassen die Beiden kurz nach ihrer Ausbildung Augsburg, um ganz andere Aufgaben wahrzunehmen. So wird 2010 – für uns überraschenderweise – zu einem Jahr mit erheblichen Herausforderungen. Froh sind wir, dass wir trotz der Änderung alle Sommer-Freizeiten durchführen können. Wir verändern unser Monatsprogramm und geben ihm eine ganz neue, farbige Struktur, die viel Platz für Berichte und Bilder schafft.

Voller Freude und mit vielen Freunden dürfen wir „100 Jahre CVJM Augsburg“ feiern. Unser Oberbürgermeister Kurt Griebl lädt uns in den großen Goldenen Saal der Stadt Augsburg ein. Staunend blicken wir auf 100 Jahre Geschichte zurück, die Gott mit dem CVJM schrieb und voraus auf die kommenden Jahre.

 

Die Jahre 2012 – 2016

Da die Arbeit mit jungen Menschen unser Herzensanliegen ist, schauten wir mit Hochdruck nach einem Jugendreferenten und freuten uns, dass David Rösel 2013 bei uns startet die Jugendarbeit auszubauen. Unser inneres Thema heißt „Missionarische Jahre“ – Menschen mit dem Wort Gottes zu erreichen durch unser Zeugnis und Gottes wirken, das soll uns noch Jahre als Schwerpunkt beschäftigen.

2016 wird unser Traum endlich wahr. Wir dürfen in ein eigenes Haus in der Ulmer Straße 25 ziehen. Immer wieder – seit 1948 – gab es den Gedanken an ein eigenes Haus der Begegnung, 2006 bekam der Vorstand die Aufgabe sich ernstlich damit auseinander zu setzen. Viele Objekte wurden angesehen, doch diese waren entweder viel zu teuer oder so rasch verkauft, dass wir keine Chance hatten. Wir erlebten eine wunderbare Führung und durften 2013 die Ulmer Straße erwerben, ein Haus das gut in Schuss war und zu uns passte, allein fehlte der Bereich für unsere Arbeit. Hierfür wurde das Hinterhaus vollständig umgebaut.

Planung, Genehmigungen, Finanzierung, … und März 2016 war es dann soweit. In der Baufirma Reitenberger fanden wir einen Partner, der unser Anliegen verstand, unterstützte und es wunderte viele, auch uns, dass wir nur ein halbes Jahr später Ende Oktober 2016 in ein neues Haus einziehen durften. Was wir beim Bau alles erleben durften an Unterstützung von Menschen und Segen von Gott würde ein Buch füllen. Am 30.10.2016 wurden unsere Räume eingeweiht.

 

Die Jahre ab 2017

Wir kommen langsam an in Oberhausen. Unsere neuen Räume füllen sich oft mit vielen Menschen und beleben sich. Wir merken auch, es dauert, bis man angekommen ist und freuen uns auf die Zukunft als Zeichen der Hoffnung.

CVJM weltweit

1844 wurde der Christliche Verein Junger Menschen (= CVJM) von George Williams in London gegründet. Er hatte das Ziel, jungen Menschen in der Großstadt Lebensorientierung zu geben. Sie erfuhren Lebenshilfe und Unterweisung durch die Bibel. Aus dieser Idee entstand in wenigen Jahren eine weltweite Bewegung.

1855 trafen sich in Paris junge Männer aus verschiedenen Verbänden und legten die einheitliche Grundlage für alle CVJMs fest – die Pariser Basis.

Heute werden in 120 Nationalverbänden über 65 Millionen Menschen durch den CVJM erreicht und verbunden.

Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern. Der CVJM hat mehr als 310.000 Mitglieder, Mitarbeitende und regelmäßig Teilnehmende.
Die Arbeit des CVJM wird zum größten Teil von den 68.000 Ehrenamtlichen Mitarbeitenden gestaltet. Der CVJM erreicht mit seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jährlich bis zu 1 Million Menschen und bildet damit den größten christlich-ökumenischen Jugendverband unseres Landes. Noch ein paar weitere Fakten:

Die 68.000 Ehrenamtlichen in Deutschland sind mit über 10 Mio. Stunden jährlich engagiert.
Der größte CVJM ist in New York mit 550.000 Mitgliedern.
Basketball und Volleyball wurden beide im CVJM erfunden.

 

Hintergründe

1841 Es war das „viktorianische Zeitalter“.

Mit 13 unternimmt die kleine Königin Victoria gelegentliche Reisen: „Wir sind gerade durch eine Stadt mit vielen Kohlengruben gekommen, und man sieht in der Entfernung Feuer in vielen Fabriken brennen. Die Männer, Frauen und Kinder, das Land und die Häuser sind alle schwarz. Dieses seltsame, ungewöhnliche Bild kann ich überhaupt nicht beschreiben. Die Gegend sieht rundum sehr trostlos aus; überall Kohle, und das Gras ist verbrannt und schmutzig. Gerade sehe ich ein ganz seltsames Gebäude, aus dem helle Flammen schlagen. Weiterhin schwarzes Land, Feuer in den Fabriken, Kohle im Überfluss, überall rauchende und brennende Kohleberge, dazwischen elende Hütten und kleine zerlumpte Kinder“. Die tatsächliche Lage in England: In den meisten Textilfabriken arbeiteten 6 jährige vierzehn Stunden pro Tag.

Es ist die Epoche umwälzender Veränderungen. Charles Darwin schreibt 1859  „Die Erhaltung der bevorzugten Rassen im Kampf ums Dasein“ , Karl Marx arbeitet im Britischen Museum am Kommunistischen Manifest, Erfinder wie George Stephenson und Thomas Alpha Edison bringen die Welt in Schwung. Es beginnt die industrielle Völkerwanderung. Vor allem junge Männer kommen vom Land in die Stadt, oder machen sich auf die Reise von Europa nach Amerika. London 1841 mit 1.950.000 Einwohnern die Metropole der Welt.

Wer war George Williams?

Sein Vater, Amos, war Bauer, im Nordwesten von Wales. Williams hatte sieben Geschwister. Die Farm lag am Ende von allem. Die Isolation war vollkommen. Williams sollte Bauer werden, aber er hatte weder mit den Pferden, noch mit der Sense den rechten Umgang. So beschloss der Familienrat ihn 40 km entfernt in die nächste Stadt nach Bridgewater zu verbannen. In der 8000 Einwohnerstadt macht er in einer Tuchhandlung eine Lehre.

Er sagt über diese Zeit: „Ich bin in Bridgewater angetreten als ein sorgloser, gedankenloser, gottloser, fluchender junger Bursche“ Einige Lehrlinge fielen durch ihren anderen Lebensstil auf. Durch sie kam er in eine Freikirche. An einem Sonntagabend im Winter 1837, als er gerade 16 Jahre alt war, kam der Durchbruch zum Glauben an Gott. Er saß ganz hinten in der kleinen Kapelle als er Gott begegnete. Dann eilte er in den Laden, kniete in einer verborgenen Ecke nieder und übergab sich ganz in Gottes Hände. „Gott half mir, mich ihm ganz zu ergeben. Ich kann euch die Freude und den Frieden nicht beschreiben, die in mich strömten, als ich erkannt hatte, dass der Herr Jesus für meine Sünden gestorben ist, und sie mir alle vergeben sind.“

Nach Abschluss der Lehrzeit nimmt ihn sein älterer Bruder nach London mit um Williams Herrn Hitchcock, bei dem er gearbeitet hatte, vorzustellen. Nach einigem Zögern wird er am nächsten Tag eingestellt und macht Karriere als Verkäufer. Später wird er Eigentümer dieses Unternehmens mit 1000 Angestellten. George Williams heiratet die Tochter von Herrn Hitchcock. Das Ehepaar bekommt 5 Kinder. 4 Jungen und ein Mädchen, das mit 19 Jahren stirbt. Am 6.11.1905 starb Sir George Williams. Beigesetzt wird er in der Krypta der St. Paul`s Kathedrale. In 33 Vereinigungen war Williams auf irgendeine Art und Weise gesellschaftlich engagiert und verbunden.

1844 Wie kam es zur Gründung des ersten CVJM am 6. Juni 1844?

Nachdem Williams einmal klargeworden war, dass Gott ihn an diesen Ort in London gestellt hatte, begann er, sich einen Arbeitskollegen zu erbeten, der dachte und glaubte wie er. Er suchte Menschen, die in der gleichen Lage waren, aber mit ihm beten konnten. Überraschenderweise fand er sie und erwähnt im Tagebuch oft genug ihre Namen. Aus Gebet und Gesprächen mit Einzelnen wurde schließlich eine Gruppe, die sich vor Arbeitsbeginn im Zimmer von George Williams zum Gebet traf. Am 30. Juni 1843 schreibt er in sein Tagebuch, dass eine solche Versammlung vor Arbeitsbeginn stattgefunden habe. Später, im Juli, ist die Rede davon, dass 20 junge Männer teilgenommen hätten.

„In Nr. 14 fand eine Zusammenkunft statt um eine Gesellschaft zu gründen mit dem Ziel die bekehrten Männer in den verschiedenen Tuchhandelsgeschäften der Metropole wachzumachen im Sinne ihrer Verpflichtung und Verantwortung als Christen“.

George Williams: „Der CVJM ist ein Verein der Heimat ersetzt, ein Verein zur Erhaltung der Gesundheit und ganz besonders ein Verein, der die Bibel ernstnimmt und die Sonntage heiligt.“

 

Der CVJM wird zu einer weltweiten Bewegung und gibt sich die „Pariser Basis“ als Grundlage.
11 Jahre danach gibt es schon an 341 Orten der Erde CVJMs. 1855 treffen sich anlässlich der Weltausstellung in Paris einige Verantwortliche des CVJM. Auch Williams und Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, ist dabei. Nun geht es um eine gemeinsame Basis für alle Vereine. „Nachdem Monniers Vorschlag eine überraschend breite Zustimmung erhielt, zog er sich am Abend mit drei Freunden auf ein Zimmer zurück, wo sie bis nach Mitternacht an einer Textvorlage feilten. Zwischendurch tranken sie Grog, während einer von ihnen ausgestreckt auf der Couch lag. Irgendeiner muss das Ergebnis dieser Nachtsitzung später „Pariser Basis“ genannt haben.